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Simone Ibrahim

Wie unsere Identifikationen zum inneren Gefängnis werden

In meinen Beiträgen kommt immer mal wieder der Begriff «Identifikationen» vor und ich wurde gefragt, was ich damit genau meine.
Identifikationen sind Rollen, Gefühle, Glaubensätze, Formen, Konzepte, Geschichten, Beziehungen, etc. mit denen wir uns identifizieren, das heisst, über die wir unser Selbstbild erschafft haben. Über dieses Selbstbild definieren wir uns. Wir denken, das ist, wer wir wirklich sind. Und weil wir denken, dass wir das sind, werden wir dieses Selbstbild verteidigen.
In Wahrheit ist dieses Selbstbild ein Gefängnis. Ein Gefängnis, von dem viele Menschen gar nicht merken, dass sie darin eingesperrt sind. Denn es führt dazu, dass wir von unseren Identifikationen beherrscht werden, nicht über dieses Selbstbild hinaus handeln und auch nicht darüber hinaussehen. Man kann das als eine Art Schlafzustand bezeichnen, eine Realität, auf die wir uns beschränken.
Jetzt kann man sich natürlich fragen, weshalb wir uns ein solches Gefängnis bauen. Was haben wir davon?
Die Antwort ist ziemlich simpel: Wir fühlen uns sicher darin.
Ich gebe einige Beispiele dazu:
Dein Selbstbild sagt «Ich bin intelligent». Du hast jetzt Angst vor allem, das das in Frage stellen könnte. Du musst so tun als würdest du immer verstehen und wissen. Wenn du etwas nicht begriffen hast oder jemand mehr weiss als du, fühlst du dich bedroht.
Ein weiteres Selbstbild sagt vielleicht «Ich bin spirituell» oder «Ich bin ein guter Mensch». Jetzt darfst du nichts tun oder sein, wovon du das Gefühl hast, es sei nicht spirituell oder ein guter Mensch tut es nicht, du fühlst dich besser als Menschen, die du als nicht spirituell definierst und die du als schlechter bewertest.
Ebenso kannst du mit Rollen identifiziert sein, beispielsweise mit dem inneren Kind, dem Wissenschaftler, dem Retter, dem Opfer, der Verführerin, der Mutter, dem Starken, dem Rebellen, der Lieben, etc.
Du kannst mit deiner Geschichte identifiziert sein, mit einer Beziehung, mit einer Krankheit, mit Konzepten etc.
Alle Identifikationen haben immer einen Gegenpol den du (meist unbewusst) ablehnst oder vor dem du dich fürchtest. Das eigentliche Problem ist also die Angst vor dem Gegenteil, dem sogenannten Schatten. Die Angst vor dem, was du nicht sein willst. Die Bewertung darüber. Und dadurch lehnst du einen Teil von dir ab. Du stehst nicht in deiner Fülle, schöpfst nicht aus dem Ganzen, bist nicht authentisch.
Wichtig ist, dass wir erkennen, dass wir nicht unser Selbstbild sind, nicht diese Rollen, nicht unsere Geschichte, nicht unsere Beziehungen, nicht unser Verstand oder das, was wir zu wissen glauben. Das alles sind nur Aspekte unserer Ganzheit. Und alles hat zwei Pole. In unserer Ganzheit sind wir fähig die Polaritäten in uns zu halten. Stark und schwach zu sein, wissend und unwissend, verantwortungslos und verantwortungsvoll. Und wir erkennen, dass wir immer die Wahl haben. Dann werden wir zu den Direktoren unserer Handlungen und werden nicht mehr von unserem Selbstbild bestimmt. Wir erlauben uns zu sein, mit allem was wir sind. Nichts muss, alles kann.
 
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