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Simone Ibrahim

Finde den Mut, dich anderen zuzumuten!

Insbesondere in meiner Arbeit mit Frauen zeigt sich immer wieder, wie viel Angst viele von uns haben, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich im weiblichen Kollektiv der westlichen Welt ein ungesundes Muster gebildet. Dieses Muster schafft das Bild einer Frau, die alles stämmen kann. Eine Frau, die stark ist, die sich in einer maskulin geprägten Gesellschaft behaupten und mithalten kann. Eine Frau, die leisten kann, die alles kann, was ein Mann kann und keinen Mann braucht. Eine Frau, die alles alleine schafft.

Das hat viele Frauen sehr maskulin und hart gemacht. 

Und es hat dazu geführt, dass viele weibliche Bedürfnisse in uns Frauen unbefriedigt bleiben. 

In meiner Arbeit werde ich Zeugin des tiefen Schmerzes, der aus dieser Unterdrückung unserer weiblichen Qualitäten entspringt.

Wir Frauen sind nicht wie Männer. Wir sind anders. Wir haben andere Stärken und andere Schwächen. Und wir haben andere Bedürfnisse.

Viele meiner weiblichen Klienten – und ich ebenso – haben ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Wir wünschen uns einen Mann, der uns den sicheren Raum bietet, in dem wir unsere Sanftheit, Weichheit und Kreativität leben können. Einen Raum, in dem unser Herz offen und empfänglich in seinem eigenen Rhythmus schlagen kann.

Damit das möglich ist, müssen wir zu unserer Verletzlichkeit, zu unseren Wünschen und Bedürfnissen stehen. 

Wenn wir stark sein wollen, indem wir so tun, als ob wir nichts brauchen, schaden wir uns selbst. Es geht darum die innere Stärke zu entwickeln, die uns erlaubt, zu unseren Bedürfnissen zu stehen und sie zu kommunizieren auch dann, wenn sie vielleicht nicht immer erfüllt werden oder nicht genau so, wie wir es uns vorgestellt haben.

Es geht nicht darum zu erwarten, dass uns jemand all unsere Bedürfnisse erfüllt. Das kann niemand. Und niemand MUSS unseren Bedürfnissen dienen. Aber wir sollten anderen doch die Entscheidung selbst überlassen, was sie für uns tun wollen und was nicht. Und dazu müssen wir eben erstmal sagen, was wir brauchen.

Wir dürfen uns dafür öffnen, dass es tatsächlich Menschen (und Männer ;-)) gibt, die ein Interesse daran haben, dass wir uns sicher und wohl fühlen. Auch wenn die Vergangenheit sehr oft gegenteilige Erfahrungen beinhaltet. 

Jemand, der dich liebt, dem du wichtig bist, wünscht sich, dass es dir gut geht. Dass deine Bedürfnisse so gut wie möglich erfüllt sind, ist Teil seiner Bedürfnisse.

Das kann er aber nur tun, wenn du dich ihm zumutest und dich mitteilst. 

Gleichzeitig müssen wir natürlich ebenso offen sein für die Bedürfnisse unseres Partners, auch wenn die sich von unseren unterscheiden. Jemand, der nur an seine eigenen Bedürfnisse denkt und diese kontinuierlich über die eines anderen stellt, ist ebenso kein Partner und nicht wirklich beziehungsfähig.

Zu unseren Bedürfnissen zu stehen und uns zuzumuten ist ein wichtiger Schritt in die Selbstverantwortung und setzt eine Menge Kraft frei, die wir ansonsten dafür verwenden unsere Wünsche und Bedürfnisse zu unterdrücken oder zu verleugnen.

Bildquelle: Brittani Burns via Unsplash

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